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Primo Levi – Sein Leben

Primo Levi wurde 1919 in Turin als „italienischer Bürger jüdischer Herkunft“ geboren. Dieser Vermerk war ebenfalls auf seinem Abschlusszeugnis der Universität seines Heimatortes zu finden, das er trotz Verbotes der faschistischen Regierung mit Auszeichnungen abschloss. Mit 24 Jahren wurde er Mitglied der antifaschistischen Widerstandsgruppe Resistenza und am 13. Dezember desselben Jahres als Jude und Widerstandskämpfer verhaftet und am 22. Februar 1944 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Von dem vier Tage später ankommenden Zug wurde der Großteil der Häftlinge in den Gaskammern ermordet.

Als Zwangsarbeiter in einem Chemieunternehmen (Buna-Werke) überstand er auch den harten Winter seiner 11-monatigen Haft bis zur Befreiung durch die Rote Armee im Januar 1945, auch, weil ein italienischer Zivilarbeiter im Teile seiner täglichen Essensration überlässt. Den anschließenden Todesmärschen entgeht er durch eine Krankheit.

Im Oktober kehrt Primo Levi in seine Heimat zurück. Wenn auch zuerst nur nebenberuflich, fängt er sofort nach seiner Rückkehr an, seine Erfahrungen aufzuschreiben und den erlebten Grausamkeiten Ausdruck zu verleihen. 1947 erschien sein erstes Werk „Ist das ein Mensch?“, das zu den bedeutendsten Dokumentationen des Erlebten während des Holocaust zählt.

In diesem einzigartigen Schriftstück beschreibt Levi mit erschütternder Sachlichkeit und Nüchternheit den täglichen blanken Horror, den Überlebenskampf, der den Häftlingen jede Menschlichkeit raubt. Selbst sagt er: »Denn überleben zu können, ohne etwas von seiner eigenen moralischen Welt aufzugeben oder ohne ein machtvolles und unmittelbares Eingreifen des Glücks, ist nur ganz wenigen Überragenden vorbehalten«.

Die durchlittene Hölle hält er in all ihrer Absurdität und Grausamkeit fest, dass uns bewusst wird, das wir nie die Demütigungen, Angst und Verzweiflung begreifen werden. Wir können nur wieder und wieder Bücher wie Primo Levis lesen, von einer Zeit, in der Menschen keine Menschen waren.

Sein gutmütiges und ruhiges Gemüt trägt lebenslangen Schaden davon. Das Trauma von Auschwitz sollte ihn nie wieder loslassen. Am 11. April 1987 im Alter von 67 Jahren beging er in seinem Haus vermutlich Selbstmord.

 

Weitere literarische Werke: „Die Atempause“ (1963) ist ein zweiter autobiographischer Text und die Fortsetzung von „Ist das ein Mensch?“, „Das periodische System“ (1975), „Der Ringschlüssel“ (1978), „Wann, wenn nicht jetzt?“ (1982), „Die Untergegangenen und die Geretteten“ (1986) und „Das Maß der Schönheit“ (1997)


Bild: Tu Anh T., LK Kunst 2015

 


Die Primo-Awards

Anlässlich des Todestages unseres Namensgebers werden alljährlich die Primo Awards vergeben. Ziel der Primo Awards ist es, besonderes Engagement auf Schüler- und Lehrerseite in angemessenem Rahmen zu würdigen und deutlich zu machen, dass am Primo-Levi-Gymnasium Schule eben mehr ist als nur Unterricht. Unsere Schule funktioniert auch deswegen so gut, weil viele Menschen sich zusätzlich für Aktivitäten begeistern und so unseren Schulalltag bereichern.

In jedem Schuljahr werden Preise in den Kategorien „Soziales Miteinander“, „Zivilcourage/Soziales Engagement“, „Kunst und Kultur“, „Sport“, „Wettbewerbe“, „Engagement für die Schule“, „Junior Award“ sowie der „Freien Kategorie“ vergeben. Nach einer Vorschlagsphase, in der Kandidaten für die einzelnen Kategorien von der Schulöffentlichkeit mit aussagekräftigen Mails vorgeschlagen werden können, erfolgt die Nominierung durch das aus Schülern, Lehrern, Schulleitung, Eltern und externen Mitgliedern zusammengesetzte Preisgremium, welches per Abstimmung auch über die Sieger in den einzelnen Kategorien entscheidet.

Um den 11.04., dem Todestag unseres Namensgebers, erfolgt dann die feierliche Verleihung der Urkunden und Sachpreise mit anregendem Rahmenprogramm in der Aula Haus B. Das Rahmenprogramm umfasst unter anderem eine Lesung aus einem Werk Levis sowie eine kurze Dia-Show zum Leben und Wirken des italienischen Chemikers.

Portrait: A. Böhmig

 

 
Im Juli des Jahres 2019 war der 100. Geburtstag Primo Levis.

Wir feierten dieses wichtige Ereignis im Schuljahr 2019/2020 mit einer Reihe kleinerer und mittelgroßer Veranstaltungen im Rahmen der sogenannten Primo Tage. Diese zogen sich durch das ganze Schuljahr wie ein roter Faden.

Die AG Historisch forschen, die einzelnen Fachbereiche, die Schulleitung sowie zahlreiche engagierte Eltern und Schüler wirkten bei der Entstehung unseres ansprechenden Programms mit. Die Schulleitung bedankt sich herzlichst für das Engagement und die geleistete Arbeit aller Mitwirkenden.

Bei den Ausstellungen, Lesungen, Vorträgen und anderen Highlights setzten sich Eltern, Schüler und Lehrkräfte aktiv und nachhaltig mit unserem Namensgeber und seiner Zeit auseinander und ließen die Schulöffentlichkeit an den Arbeitsergebnissen teilhaben. Dabei waren die unterschiedlichsten Zugänge zum Leben und Wirken Primo Levis möglich.

 

Anlässlich des Gedenkens an unseren Namensgeber organisierten einige Eltern ein interessantes und hochwertiges Programm, dessen Auftakt am 28. August eine Veranstaltung mit Frau Friedländer darstellte.

Margot Friedländer, Jahrgang 1921 und jüdischer Herkunft, las aus ihrem Werk „Versuche, dein Leben zu machen“ vor, in dem sie ihr Leben in verschiedenen Verstecken vor dem NS-Regime schildert.

1944 wurde sie entdeckt, überlebte ihre Deportation in das KZ Theresienstadt und hat sich nun zur Aufgabe gemacht, Schüler*innen auf eindrucksvolle Weise ihr Plädoyer für eine humane und tolerante Gesellschaft zu vermitteln, was ihr äußerst gelungen ist.

Unsere zweite Zeitzeugin anlässlich der Primo-Tage war Frau Halina Birenbaum, die als Jüdin u.a. im KZ Auschwitz-Birkenau eingekerkert war. Auch sie konnte mit ihrem sehr emotionalen und tief gehenden Vortrag die Zuschauer in ihren Bann ziehen. Sie erzählte von ihrem Augenthalt und den Qualen in Auschwitz und dem anschließenden Todesmarsch ins KZ Ravensbrück.

Am 2. Mai wurde das KZ von der Roten Armee befreit. Frau Birenbaum ging dann zurück nach Warschau und anschließend nach Israel.


Für interessierte SchülerInnen, Klassen aber auch Eltern haben wir eine Reihe von Exkursionen zusammengestellt: vom Entdecken jüdischen Lebens in Weißensee und Pankow über Rundgänge über den jüdischen Friedhof in Weißensee bis hin zu Besuchen der Synagoge in der Rykestraße. Hier kann das vollständige Programm eingesehen werden.

 

 

Grafik Primo Tage: A. Böhmig

 

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